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  Historie
 

Die Totengilde Dannau und Umgebung v. 1852

Ursprung, Entstehung und Geschichte

 
Der Grundgedanke bei allen Gilden berührt die Rolle des Einzelnen in der Gemeinschaft; in welcher er Schutz und Sicherheit findet, in der er sich versichern kann. Zugleich soll vom Einzelnen aber auch der von der Gemeinschaft geforderte oder erbetene Anspruch auch selbst erfüllt bzw. erbracht werden.
Gilden werden wie Brüderschaften nur positiv definiert. Sie verhalfen zum ehrlichen Begräbnis, sie sorgten für Seelenmessen, sie veranstalteten Feiern. Sie sicherten das Leben des Menschen, in dem sie gegenseitige Hilfe in allen Lebenslagen gewährten. Sie ließen dabei aber auch die seelischen Bedürfnisse des Einzelnen nicht zu kurz kommen.
Bis heute haben die Gilden sich zwar verändert, sicher auch unter dem Druck der Verhältnisse, meist waren es Obrigkeitliche; aber der Geist, der hinter den Gilden steckt, ist der Alte geblieben!
 
Die Totengilde Dannau wurde am 06. Juni 1852 gegründet und schrieb sich damals noch: “Todtengilde“. Es sollen mehr als 500 Mitglieder gewesen sein und kamen aus vielen umliegenden Dörfern und Städten, daher auch die Bezeichnung “ Todtengilde Dannau und Umgebung“!
Es sind Eintragungen zu finden aus Kiel, Lütjenburg, Neukirchen, Rönfeldholz, Engelau, Gowens, Sasel, Högsdorf, Plön, Malente, Helmstorf, Sieversdorf, Rantzau, Dorf Rantzau, Emkendorf, Kaköhl, Dransau, Hassberg, Schönweide, Schönberg, Wentorf, Neustadt und Gottesgabe.
 
Die Einschreibegebühren betrugen 20 Pfennig pro Person. Die Beitragssammlung fand 4x jährlich statt, und zwar immer zu Jacobi, zu Martini, an Lichtmeß und am Maitag. Bis 1905 wurde diese Reihenfolge aufrecht erhalten, da das Berichtsjahr von Gildefest zu Gildefest zählte, ab 1905 wurde dann auch hier das Kalenderjahr von Januar bis Dezember eingeführt.
 
Ausgaben für Musik waren 1884 z.B. aufgelistet mit 3 Mark, für Botengänge waren es 30 Pfennig und eine polizeiliche Erlaubnis kostete ebenfalls 30 Pfennig; die Tour nach Plön zum Einholen dieser Erlaubnis war mit immerhin 1,70 Mark recht kostspielig! 
Das Gildefest wurde bis in die Jahre 1966 / 1969 immer am Donnerstag gefeiert, dem 2. Donnerstag vor Johanni! Viele Mitglieder der Gilde waren Arbeiter auf den umliegenden Höfen und nahmen sich an diesem Tage frei; andere, die kein Mitglied waren, mußten sich krank melden, denn sonst hätte es “Keile“ gegeben! Die Verwalter der Höfe waren auf die Gilde nicht besonders gut zu sprechen, denn an den Gildetagen war niemand zum Arbeiten da!!
Das Dorf bunt geschmückt und herausgeputzt und die Gildebrüder früher wie heute mit dem Strohhut auf dem Kopf, begann das Fest mit dem Umzug zum Einholen der Könige. In früheren Jahren waren es nur der “Kleine König“ und der “Große König“. Beim Großen König wartete schon der Wirt mit Gläsern und einem Faß Bier, welches dann auch leer getrunken wurde! Hier findet wohl der Ausdruck “Dannauer Erdbeben“ seinen Ursprung und Anfang......
Frauen konnten zwar Mitglied in der Gilde werden, waren aber beim Einholen der Könige und bei der anschließenden Mitgliederversammlung nicht zugelassen! Sie bekamen dafür nachmittags Kaffee und Kuchen spendiert.
Während der Mitgliederversammlung gab es zur Stärkung ein Frühstück und freie Getränke für die Gildebrüder; im Kassenbuch aus dem Jahre 1884 z.B. wurde dafür ein Zechgeld in Höhe von 80,15 Mark notiert. Erst auf einer Versammlung im Jahre 1957 wurde beschlossen, für das Frühstück 1,- DM zu kassieren, ab 1958 sollten es dann 2,- DM sein!
Die Sterbegelder für Erwachsene betrugen 1883 schon 42 Mark, für Kinder 13 Mark. Die Zahl der Verstorbenen belief sich in den Jahren 1883 auf 27, 1885 auf 31 und 1894 auf 42 Erwachsene. Davon waren es 14 Kinder. Der Auszahlungsbetrag war im Verhältnis recht hoch; so konnten jedoch die Hinterbliebenen ihren Verstorbenen ein würdiges Begräbnis ausrichten.
 
Zur Tradition der Gilde gehört auch die Fahne, bei der Gründung waren ihre Farben blau, weiß und rot.
Im Kaiserreich wurde sie dann wie die Reichsflagge schwarz, weiß, rot.
Nach dem 1. Weltkrieg gab es dann um eben diese Farben Streit, aus Protest dagegen erschienen nur 10 Dannauer zum Umzug!!!
Deswegen gab es im Jahre 1921 eine neue Fahne in den Farben wie bei der Gründung in blau, weiß und rot. Diese Fahne blieb der Gilde 58 Jahre lang bis 1979 erhalten, wo sie dann aus Altersgründen erneuert werden mußte .Die Gildeschwestern Käte Wichmann und Elli Bumann haben eine neue Fahne genäht und bestickt.
Bis ins Jahr 1961 wurde diese Fahne stets nur von einem Mann alleine getragen, auf dem Bild unten ist der langjährige Fahnenträger und Gildebruder Wilhelm Ehlers zu sehen:
 

                  Foto: Fahnenträger und Gildebruder Wilhelm Ehlers

Im Jahre 1961 gab es dann endlich auch Unterstützung für den Fahnenträger. Angeregt von Magnus Lüth, der mit dem Gastwirt in Högsdorf verwandt war, wollten Dannauer eine Fahnenabordnung nach Högsdorf zum dortigen Gildefest schicken. Also wurden Fahnenjunker ernannt, die mit Schärpen geschmückt wurden ( genäht von Elly Bumann), es kamen Schnüre an die Fahne um diese bei Wind oder Sturm mit halten zu können, und die Abordnung bekam eigene Jacken!
Seit dieser Zeit besteht auch die enge Freundschaft und Verbundenheit mit der Högsdorfer Gilde. 
Auch mit der Pferdegilde Dannau verbindet die Totengilde eine enge Verbundenheit. 1977 stand die Totengilde Pate bei der Fahnenweihe der Pferdegilde, und seitdem gehen die Fahnenabordnungen als Schwestergilden Seite an Seite! Es erfüllt wohl alle ein wenig mit Stolz, diese Beziehungen miterleben und pflegen zu dürfen!

                    Foto: Die Fahnenabordnung mit der aktuellen Gildejacke

Die Farbe der Jacken der Fahnenabordnung hat sich in den Jahren verändert; bis 1978 waren sie weiß, aber ein Erlebnis in Schellhorn gab den Anlaß, neue Jacken in einer anderen Farbe zu wählen: Zu Gast bei der Schellhorner Gilde wurden die Dannauer in ihren weißen Jacken für Kellner gehalten, so daß Hans Stender meinte: „Dat geiht nich wedder los, entweder dat gifft niee Jacken oder ik bün nich mehr dorbi“.
 
                        Foto: Die Fahnenabordnung der Gilde Dannau ( Hans Stender Bild ganz rechts )

Daraufhin wurden dann 1979 mit der neuen Fahne blaue Jacken angeschafft, die übrigens von den Gildebrüdern selbst bezahlt wurden. Heute trägt die Fahnenabordnung und auch der Vorstand grüne Jacken.
  
Beim Umzug durch das Dorf geht die Fahne gleich hinter dem Vorstand, anschließend kommt der Löffelbrett-Träger, der traditionell die Preise für die Könige und weitere Plazierte auf seinem “Löffelbrett“ präsentiert. Bis 1978 gab es für die Könige einen Eßlöffel und etwas Bargeld als Siegesgewinn, seit 1979 winken ein Pokal und eine Plakette für die Königswürde! Übrigens wurden 1886 erstmals Gesamt-Gewinne in Höhe von 3 Mark vergeben!!! Heute sind Preise im Wert von über 250 Euro!
Immer werden ca. 3-8 Gewehre beim Umzug mitgetragen, selbstverständlich ungeladen und von verantwortungsvollen Gildebrüdern aufgeschultert! Geschmückt sind die Gewehrläufe und das Löffelbrett mit jeweils einer Blume.
 
 
 
                     Foto Bildmitte: Das Löffelbrett, wird noch heute im Festumzug mitgeführt 

 
 
                   Foto: Fahnen und Löffelbrett im Festumzug

Traditionen werden gepflegt, so auch, daß Gildemitglieder die aufgrund des Alters oder körperlichen Einschränkungen am Umzug nicht zu Fuß teilnehmen können, früher wie heute gefahren werden. Da zeigt sich wie auf dem folgenden Bild auch der Gildegeist!
 
 
 
                    Foto: Ältere Gildemitglieder werden gefahren um am Umzug teinehmen zu können
 
Frauen in der Totengilde Dannau und Umgebung v. 1852 wurden, wie schon erwähnt, zwar als Mitglieder aufgenommen, konnten an den Wettkämpfen aber erst 1947 teilnehmen. In diesem Jahr fand das erste Gildefest nach dem 2. Weltkrieg erstmals wieder statt und dann durften auch Frauen in den Disziplinen Ringe werfen und Vogelpicken um die Königinnenwürde kämpfen.
Die Männer mußten in den Jahren bis 1953 mit der Armbrust schießen, da die alten Waffen an die Besatzungsmacht abgegeben werden mußten! 
Doch bald konnten auch hier alte Traditionen wieder aufgenommen werden; ab 1954 konnte wieder mit der Donnerbüchse, dem Kleinkaliber und der Salonbüchse geschossen werden!
Im Jahre 1985 wurden der Donnerbüchsenschießstand und die KK-Stände Dank großer Unterstützung von Gildebrüdern umgebaut und sicherer gemacht. Sie waren mit viel Eifer und großem Engagement dabei!
   
 
 
                    Foto: Schießen mit der Donnerbüchse
 
Auch die Frauen konnten bald neben den Wettkämpfen im Vogelpicken und Kegeln ihre Künste im Schießen beweisen, und auch die Königinnenwürde mit dem Luftgewehr erringen.
 
 

                   Foto: Schießen mit dem Luftgewehr

                    Foto: Die Gildeschwestern beim Kegeln

In den Jahren zwischen 1966 und 1969 wurde das Gildefest von Donnerstag auf Samstag verlegt. Es war immer der zweite Donnerstag vor dem Johannisfest. Der damalige Gutsverwalter von Hohenhof wollte seine Arbeiter nicht mehr freistellen und regte damit diese Umstellung an, was dann auch geschah. Das Gildefest wird seitdem an dem Samstag, der nach dem zweiten Donnerstag vor Johanni folgt, gefeiert. Auch viele Andere hatten somit Gelegenheit, ohne Urlaub nehmen zu müssen, am Gildefest teilzunehmen!

Doch erst 1977 zum 125-jährigen Jubiläum wurden die Frauen voll integriert und auch die amtierenden Königinnen wurden morgens beim Umzug abgeholt. Bis dahin wurden sie erst am Nachmittag beim zweiten kleinen Umzug begrüßt und abgeholt, weil ja eine Teilnahme am Festkommers nicht gestattet war. Doch die Zeiten haben sich geändert, und das war und ist auch gut so! Außerdem wurde dann eingeführt, daß beim Einholen der Könige und Königinnen dann auch nach dem traditionellen Schnaps ein Ehrentanz zum Beifall aller Gildebrüder und Gildeschwestern getanzt werde konnte! Wobei nicht vergessen werden darf, daß natürlich die Musik schon immer den Umzug anführte und begleitet hat.
 
 
 
                    Foto Abholen Könige
 
Nach den Wettkämpfen, der Königsproklamation und dem Abschließenden Umzug endet jedes Gildefest ebenso traditionell mit seinem Festball, wo dann gegen ca. 22.00 Uhr die Preise an die Gewinner verteilt werden.

                    Foto: Preisverteilung durch den damaligen Gildevorstand

Selbstverständlich gibt es dann auch einen Ehrentanz für die Majestäten.

                   Foto: Gildeball als Abschluß des Gildetages
Beenden möchten wir unseren Rückblick auf die Geschichte und die Traditionen der Totengilde Dannau und Umgebung von 1852 mit folgenden Worten:
 
Wer in Schleswig-Holstein mit Brauchtum und Liedern der Gilden konfrontiert wird, der fühlt den ihnen eigenen Gemeinschaftsgeist, der nicht nur sich selbst genügt, sondern der größeren Gemeinschaft dienen soll.
Eine anerkennenswerte Leistung der Gilden ist es, sich trotz Wahrung ihrer traditionellen Gebräuche der geistigen und politischen Entwicklung angepaßt zu haben. Daher ist die Freude und der Stolz, mit dem die Gilden auf ihre lange Tradition hinweisen, berechtigt.
Die Gilden sind ein Musterbeispiel dafür, wie Traditionspflege und Aufgeschlossenheit für die raschen Entwicklungen unserer Zeit fruchtbar zu neuen Initiativen verschmolzen werden können. Die Art der Gilden, Tradition zu pflegen, hat nichts mit restaurativer Fortschrittsfeindlichkeit zu tun. Die Gilden haben sich vielmehr in ihren bewegten geschichtlichen Entwicklungen auf neue Situationen eingestellt und entsprechend gehandelt. Es ist ein Verdienst von Vereinigungen, wie es die Gilden sind, daß Tradition und Fortschritt verknüpft werden.
Damit es aber auch so bleibt ist es wichtig, daß sich jeder Einzelne darauf besinnt, daß eine Gemeinsamkeit nur mit Hilfe eines Jeden bestehen kann!
In den letzten Jahren war zu beobachten, daß Menschen sich zurückziehen; sich nicht mehr eingeben in ihre Umwelt. In unsere Welt, die angewiesen ist auf ein Mit- und Füreinander. Keiner darf vergessen, daß Einer ohne den Anderen nichts zählt!
Wir hoffen, daß sich möglichst viele Menschen darauf besinnen und wir zusammen in eine gesicherte Zukunft gehen!
 
 
Antina Feichtner
Helmut Müller
 
Quelle: Festzeitschrift zum 150 jährigem Bestehen der Gilde im Jahr 2002
 
 
 
Die Gildemeister der heutigen Zeit
 
1940  bis  1946     Heinrich Jürgens
 
1946  bis  1957     Karl Struck
 
1957  bis  1961     Adolf Bull
 
1961  bis  1986     Ernst Georg Jürgens
 
1986  bis  1995     Ernst Mohr
 
seit 1995               Holger Langfeldt              
 
 
 
 
Die Gildemeister werden, wie sämtliche Vorstandsmitglieder, auf 3 Jahre Gewählt.
Der Vorstand besteht aus 6 Mitgliedern:
Dem Vorsitzenden  ( Gildemeister ) und Stellvertreter
dem Rechnungsführer ( Kassenwart ) und Stellvertreter
dem Schriftwart und Stellvertreter.
Der Vorsitzende leitet die Versammlungen des Vorstandes und die Mitgliederversammlungen, zudem übernimmt er auch repräsentative Aufgaben bei Veranstaltungen.

Mit der Gründung des Traditionsvereins am 25.01.2009 wurde der Vorstand um das Amt der
Leitung der Schießsparte und um das Amt Schießwart auf 8 Mitglieder erweitert.
 
 
1967 wurde der Totengilde Dannau und Umgebung von 1852 die Gildekette des Landes Schleswig-Holstein vom damaligen Ministerpresidenten Helmut Lemke verliehen!

Die Gildemeisterkette von 1967:

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